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Mein Weg zur klimaneutralen Praxis

 

Was hat globale Erwärmung mit Medizin zu tun? Was hat das mit mir zu tun, werden Sie sich fragen. Nun, ich werde versuchen, Ihnen in aller Kürze darzustellen, was mich persönlich bewegt hat, mich dieser Thematik anzunehmen. Es ist wohl (noch) nicht üblich, daß ein Arzt sich für diese Thematik engagiert. Ich tue dies übrigens ohne Mitglied einer Partei zu sein. Die einzige Mitgliedschaft, zu der ich mich bekenne, ist die Mitgliedschaft im BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz). Die Frage nach einer gesunden Umwelt ist kein Exklusivthema einer einzelnen Partei mehr. Sie betrifft jeden von uns. Leider ist es nur noch nicht allen bewußt geworden. Es ist höchste Zeit dies zu ändern.

 

Im Grunde genommen habe ich mich gefragt, welchen Sinn meine medizinische Arbeit noch macht, während gleichzeitig die globalen klimatischen Rahmenbedingungen sich anhaltend verschlechtern. Einem Berufsstand, der sich tagtäglich mit der Erhaltung und der Verbesserung von Gesundheit beschäftigt, kann es eigentlich nicht egal sein, wenn uns dank globaler Klimaveränderung zunehmend die natürlichen Lebensgrundlagen entzogen werden. Ohne eine intakte Umwelt haben wir Menschen langfristig keine Chance gesund zu bleiben. Gerade wir Ärzte sollten unser Augenmerk auf den Erhalt von sauberer Luft, Wasser und Erde richten. Eine Medizin ohne ethische und ökologische Werteorientierung macht sich selbst langfristig überflüssig.

 

Wir sollten nicht vergessen, daß wir Teil dieser Schöpfung sind. Sie ist uns anvertraut. Wir haben nicht das Recht sie zu zerstören, da wir sie mit Tieren und Pflanzen teilen. Wir tragen die Verantwortung für künftige Generationen.

Aus diesem Grunde habe ich mich entschlossen, mich endlich von meiner eigenen Trägheit zu lösen und meinen Teil dazu beizutragen, damit sich etwas verändert. Ich möchte als Arzt nicht mehr länger nur die Folgen, sondern auch die Wurzeln behandeln. Auch die längste Reise beginnt bekanntlich mit dem ersten Schritt. Ich bin es langsam leid, daß wir uns in unserer Gesellschaft bisher damit begnügt haben, alle Verantwortung auf unsere Politiker abzuwälzen, ohne selbst zu handeln. Wenn wir darauf warten wollten, daß unsere Politiker uns retten, können wir lange warten. Wir alle reden oft vom „Staat“, aber wir vergessen, daß wir alle dieser Staat sind. Auf wen oder was warten wir eigentlich noch?

 

Je mehr Menschen erkennen, wie sehr wir alle zum Klimawandel beigetragen haben, aber wie sehr wir selbst durch unser eigenes Verhalten auch wieder etwas verändern können, desto nachhaltiger und schneller können diese Probleme gemeinsam gelöst werden.

Wenn Sie eine leicht verständliche Übersicht zum Thema globale Erwärmung suchen, kann ich Ihnen aus meiner Sicht den Dokumentarfilm „Eine unbequeme Wahrheit“ vom ehemaligen amerikanischen Vizepräsidenten Al Gore empfehlen.

 

In den letzten Jahren habe ich viel über Klimaveränderung und globale Erwärmung gelesen. Ich habe mich gefragt, wo mir persönlich diese Veränderungen aufgefallen sind.

 

Da ich in einem Dezember geboren bin, kann ich mich relativ gut an die Zeit um meinen Geburtstag herum, aber auch an die Weihnachtszeit und Silvester zurückerinnern. Obwohl ich in der Nähe von Frankfurt am Main aufgewachsen bin (und nicht in den Bergen), gab es doch sehr oft die Gelegenheit für uns Kinder, mit dem Schlitten rodeln zu gehen. Auch wenn der Schnee zu meinem Bedauern in dieser flachen Region nicht lange genug liegenblieb, so war es aber uns doch möglich, den Schnee zu genießen. Wenn ich für mich die letzten 30 Jahre zurückblicke, so fällt mir auf, daß es keine Schneemengen mehr gegeben hat, bei denen ein Rodeln an diesem Ort überhaupt möglich gewesen wäre.

Ebenso erinnere ich mich, daß es in meiner Kindheit in den Alpen fast nur Regionen gab, die als schneesicher galten. Heute ist davon kaum noch etwas übrig. Ebenso wie die alpinen Gletscher.

 

In den letzten Jahren fällt mir zunehmend auf, daß immer mehr Patienten mit Heuschnupfen, allergischem Asthma, Kopfschmerzen, Migräne, Schwindel und Herz- Kreislaufbeschwerden behandelt wurden. Dabei sehe ich eine Tendenz zu immer jünger werdenden Patienten. Der Leidensdruck ist erheblich – und er wächst.

Während in früheren Jahren die Zeit des Pollenfluges saisonal begrenzt war, haben wir seit 2006 offensichtlich eine durchgängige Belastung mit Pollen.

 

Eine ähnliche Entwicklung sehen wir im Bereich der durch Zecken übertragenen Erkrankungen. Offensichtlich profitieren Zecken vom milderen Klima.

 

Der volkswirtschaftliche Schaden durch zunehmende allergische Erkrankungen ist erheblich. Wir alle werden ihn letztlich durch höhere Ausgaben im Gesundheitswesen schultern müssen – jeder einzelne durch höhere Versicherungsbeiträge oder Kürzung der Leistungen. Die gesamten ökonomischen Folgen des Klimawandels sind atemberaubend. Der dreiteilige UN-Klimabericht spricht dazu eine deutliche Sprache.

 

Mein Ziel war es, mich an der Reduzierung des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) zu beteiligen. Zu diesem Zweck habe ich geeignete Maßnahmen ergriffen, um den laufenden Betrieb meiner Arztpraxis ab 2007 klimaneutral zu gestalten. Klimaneutral bzw. CO2-neutral bedeutet, daß in einem ersten Schritt versucht wird, soviel Energie wie möglich zu sparen, um so wenig CO2 wie möglich freizusetzen. Im normalen Alltag verursachen wir die Freisetzung von CO2 durch den Bezug unseres konventionellen Stroms und durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Öl, Gas oder Kohle für unsere Heizung und die Warmwasseraufbereitung. Die Verbrennung von Benzin und Kerosin darf natürlich nicht vergessen werden.

 

In meiner Praxis verwende ich von Anfang an Energiesparlampen und nutze effiziente Elektrogeräte um Strom zu sparen.  Außer meinem Telefon und Faxgerät gibt es keine Geräte im Standby-Betrieb. Da aber auch der wenige Strom aus konventionellen Kraftwerken stammt, die CO2 freisetzen, habe ich die Praxis auf den Bezug von ökologisch produziertem Strom umgestellt. Damit fällt ab sofort der Strom bei der CO2-Bilanz der Praxis heraus, da die Herstellung dieses Stroms nicht mit einer CO2-Freisetzung einhergeht. 

 

Die einzige Möglichkeit, die nun übrig gebliebenen CO2-Emissionen zu neutralisieren, besteht im Entzug von CO2 in der Atmosphäre durch konsequente Wiederaufforstung. Die entsprechenden Projekte dazu sind weltweit längst vorhanden. Durch Bezahlung der Wiederaufforstung kann ich der Umwelt exakt die Menge an CO2 entziehen, die ich persönlich durch mein Leben zu verantworten habe. 

 

In dieser Situation habe ich nun (nach der Umstellung auf Ökostrom) für meinen Verantwortungsbereich folgendes gemacht:

 

  1. Ich habe den gemeinnützigen Verein PrimaKlima-weltweit- e.V. mit Sitz in Düsseldorf mit der Wiederaufforstung zum Entzug meiner verursachten CO2-Emissionen beauftragt. Die neu heranwachsenden Bäume (mindestens 120 Stück) werden innerhalb eines Jahrzehnts ca. 10 Tonnen CO2 binden – entsprechend der zu entsorgenden CO2-Jahresmenge in 2007. Die Entsorgungsleistung weiterer Wachstumsjahrzehnte bewirken einen entsprechend erhöhten Erfüllungsfaktor. Der dafür bereitgestellte Geldbetrag wird Jahr für Jahr erneuert.
  2. Die Praxis hat ab 2007 einen BaumSparVertrag abgeschlossen. Im Rahmen dieses Vertrages werden jedes Jahr 12 Tropenbäume in Panama gepflanzt. Alle BaumSparWälder werden nach strengen ökologischen Richtlinien aufgeforstet. Sie sind tropische Mischwälder, die im Gegensatz zu Monokulturen ein hohes Maß an biologischer Vielfalt sichern. Verschiedenste Baum- und andere Pflanzenarten bilden einen neuen Wald, ein lebendendes intaktes Biotop, das alle ökologischen Funktionen, wie Wasser-, Boden- und Klimaschutz erfüllt und gleichzeitig als Habitat für bedrohte Tiere dient. Der von BaumSparern angepflanzte ökologische Sekundärwald bleibt auch nach der Nutzung (Ernte) als Wald erhalten. Es gibt keinen Kahlschlag der aufgeforsteten Flächen.

 

Da die Menge an entzogenem CO2 bei weitem größer ist als die verursachte CO2-Menge, sind die vorgelegten Maßnahmen zum Klimaschutz nicht nur klimaneutral, sondern sogar klimapositiv. Auch nach intensiven Recherchen konnte ich noch keine Arztpraxis ermitteln, die diese Maßnahmen bereits ergriffen hat. Daher darf meine Praxis seit Juni 2007 (bis zum Beweis des Gegenteils) mit Recht als erste klimaneutrale bzw. klimapositive Praxis in Deutschland bezeichnet werden. Weitere ökologische Projekte werden folgen.

 

Vielleicht ist es mir gelungen, Sie für das Thema Klimaveränderung zu interessieren und Ihnen einen gangbaren Weg zu zeigen, wie wir durch eigenes Handeln einen Beitrag zur Klimastabilisierung leisten können. Ich würde mich freuen, wenn Sie den einen oder anderen von mir gewählten Ansatz für sich selbst nutzen könnten. Falls es übrigens doch bereits eine klimaneutrale Arztpraxis in Deutschland geben sollte, wäre ich (im Interesse der Umwelt) nicht traurig darüber. Im Gegenteil. Ich würde mich freuen, falls ein(e) Kollege/Kollegin diese Thematik nachweislich schon vor mir angepackt hätte.

 

Man mag zum Thema Klimaveränderung stehen wie man will. Das Fördern von nachhaltiger Land- und Forstwirtschaft schafft krisensichere Arbeitsplätze im In- und Ausland. Die Umstellung auf regenerative Energien leistet aus meiner Sicht auch einen Beitrag zu mehr Frieden und Stabilität in der Welt: wer von Öl und Gas unabhängig ist, wird auch keine Notwendigkeit mehr darin sehen, wegen solcher Rohstoffe Kriege zu führen.

 

Was können wir also in dieser Situation tun: handeln oder abwarten?

Ich habe mich entschieden zu handeln.

 

 

Erneuerung der Klimaneutralität in den Folgejahren:

 

2013 und 2014

2015 und 2016

 

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